Exhibition
11.06.2016-24.07.2016
Evdienzen
Verdichte Nutzung der Städte zusammen mit steigenden Bevölkerungszahlen führen zu knapper werdendem Platzangebot. Städtischer Raum wird zu immer kostbarerem Gut.
Der zur Verfügung stehende Platz in Wohnungen, öffentlichen Gebäuden und Plätzen ist begrenzt und endlich.
Deshalb ist sorgfältiger Umgang mit Platz und Raum nicht nur Gebot der Stunde, sondern ökonomisch-ökologischer Imperativ.
Vom Jäger zum Sammler zum Messie
Der postmoderne Zeitgenosse, einst volatiler Jäger, ist immer mehr zum sesshaften Sammler geworden.
Sammeln bedeutet, Gegenstände, welche nicht zur Deckung elementarer Bedürfnisse dienen, zu horten.
Die sich mehrenden Gegenstände des Sammlers nehmen teuren und raren Raum ein, bis sie den Raum selbst zu vereinnahmen drohen. Sich verselbständigendes Sammeln führt zum Messie-Syndrom.
Grenzen zwischen Sammler und Messie sind fliessend, sie unterliegen jeweiligen Normen und herrschenden Betrachtungsweisen.
Vor lauter Bäumen den Wald nicht (mehr) sehen
Auch der Kunstsammler unterliegt der Bedingung enger werdenden Raumes. Akquirierung eines Werkes bedeutet Raumfresserei.
Die Einzigartigkeit der Werke einer Sammlung läuft Gefahr, im Dickicht einer sich zunehmend bauchendenKollektion zu verschwinden.
Emotion und Bindung
Wie jeder Sammler steht auch der Kunstsammler im Clinch mit der emotionalen Bindung zu seinen Werken, dem Wunsch nach Erweiterung der Sammlung und dem zur Verfügung stehenden Platzangebot.
Spontankauf, Frustkauf, Fehlkauf & Co.
Jeder Konsument, ob Schuhkäufer oder Kunstliebhaber und -sammler ist vor Fehlkäufen nicht gefeit. Auch der Kunstkäufer muss sich manchmal der Konsequenz eines Fehlkaufes stellen und sich von einem Werk trennen, das er vielleicht schon gar nicht erst hätte erstehen sollen.
„Platz für Neues!“ Ein Dienstleistungsangebot - Fazit
Cargobar und Antoine Zgraggen haben sich zum Ziel gesetzt, den erwähnten Missständen entgegen zu treten. In einem, speziell für die Art 2016 konzipierten Setting, präsentieren sie die Möglichkeit, unliebsame, obsolete, zu grosse, zu kleine, zu hässliche, zu niedliche, zu kitschige, zu moderne, nicht mehr zeitgemässe, zu schwache, unpassende, bedrückende, zu seichte, zu schräge, zu brave, zu provokative, nichtssagende, langweilige, überholte ... Kunstwerke in einem kathartischen Akt zu zerstören. Im und durch den Akt der Zerstörungentkoppeln sich emotionaler Gehalt und physische Gestalt. Es ergeben sich neue Frei-Räume und innere Freiheit.
Die Destructive Machines
Die Wahl der Art des Zerstörens eines jeden Objektes, mehr noch eines Kunstobjekts, ist von ausschlaggebender Bedeutung für jenen Sammler, der sich von einem Werk zu trennen beabsichtigt.
Ob ein Werk zertreten, zerhackt, zerhämmert, zertrümmert, zerquetscht, überfahren, im Wasser ersäuft oder im Feuer entflammt wird - die physische und per se brutale Aktion gewollten Zerstörens beinhaltet immer eine gewisse Symbolik.
Der avisierte Sammler wird im Angebot der Destructive possibilities jene Destructive machine auszuwählen wissen, welche der Spezifizität des zu zerstörenden Werkes am besten entspricht. Auch die persönlichen psychologischen Bedürfnissen bezüglich der emotionalen (Ent)Bindung werden die Wahl des Zerstör-Modus leiten und beeinflussen.
Die elementare, aber notwendige Gewalt der Destructive machines steht somit nie für sich selbst, sondern ist Werkzeug im Dienst des Loslösens und des Abschiedes.
Das Danach
Die Cargobar und der bedienende Künstler verpflichten sich, Reste und Überbleibsel der zerstörten Werke tatsächlich adäquat zu entsorgen und explizit keinem neuen Verwendungszweck zuzuführen.