Cargobar - Umschlagplatz für Kultur ist Bar, Ausstellungs-- und Konzertraum aber vor allem auch Begegnungsort von Menschen unterschiedlichster Provenienz. Der Hintergrund dieser vielfältigen, weit über ein Einspartenlokal hinaus gehenden Identität, stand Pate bei der Auswahl von Künstlerinnen und Künstlern und ihren Werken.
Im Umfeld des Anything is - anything goes, hat sich die Cargobar weder einheitlichen Ausstellungskriterien verschrieben, noch an einem roten Konzeptfaden orientiert - vordergründig. Indes haben wir uns quasi epikuren Freuden bewussten und erklärten Rosinenpickens hingegeben und aus der immensen Vielfalt eingereichter Dossiers Ausschau nach Künstlerinnen und Künstlern gehalten, deren Werk in seiner Gesamtheit, in seiner künstlerischen Konsequenz und in seiner Kontinuität zu überzeugen vermochte. Daraus nochmals ein Oeuvre auszuwählen, das in dem Ort-spezifischen Kontext hinsichtlich Räumlichkeit undPublikum bestehen kann, war Anliegen und Conditione sine qua non zugleich. Die gewählten Werke, eigentliche Preziosen, mögen das Publikum so unbefangen begeistern, wie wir selbst uns begeistern liessen.
Jury und Kuratorinnen
Claude Gaçon \ Antoine
Zgraggen
Werke:
Antoine Zgraggen:
Jetsam (2016)
Masse: 540 x 360 x 60 cm
Technik: PVC, Stahl, Stoff, Elektrik
Im Schutz der Wälle, beschützt von Zäunen
packt mich schaudernd Entrüsten.
LIfe tickerts in behagliches Gemütlich
und Ohnmacht geht um wie der Wolf.
(Besondern Dank an Benedikt Fürst)
Michel Winterberg:
Mutated Tamagotchi (2013)
Masse: 17 x 15 x 9 cm HWD, freely suspended at 1.55m
Technik: Interactive mixed media object, electronic components, bird feeders
The once ubiquitous tamagotchis have vanished almost completely. However, in the shadows, they have multiplied autonomously by the means of bluetooth and infrared interfaces. This mutated specimen from India for example responds directly to the recipient and shows itself to be emotional. The mutated tamagotchi self-confidently addresses its conversational partner with statements such as 'you make me horny!', 'you look like my mother', 'do you think, I'm neurotic? anyway I don't believe you', 'stroke me, please!', or 'I hate you!' and expresses its personality through beeping, wagging its feathered tail, and through glaring at the viewer.
Sibilla Caflisch:
in scorto (2013-16)
Masse: variabel
Technik: Video, schwarzweiss, ohne Ton, 8 Min. 42 Sek., Endlosprojektion
Eine experimentelle Anspielung auf Mantegnas „Beweinung Christi“ zeigt das Video „in scorto“. Der Begriff bezeichnet die senkrechte Verkürzung des Körpers, die Mantegna so meisterhaft in seinem Bild anwendet. Im Gegensatz zur Darstellung im Gemälde wird hier ein atmender, weiblicher Körper aus der umgekehrten Per- spektive gezeigt. Der Blick der Künstlerin auf sich selbst. Ebenfalls im Kontrast zur Inspirationsquelle steht die Unschärfe, welche fast den gesamten Bereich umfasst. Nur der Bereich am unteren Bildrand lässt die Hautstruktur erkennen.
Der durch den Ausschnitt fragmentierte Körper wirkt mitunter als bewegte Landschaft, wobei sich die Horizontlinie des Bauches mit der Einatmung zum oberen Bildrand hin verschiebt.
Rona Kobel:
Porcelain Love (EWS), (2015)
Masse: 100cm x 150cm
Technik: Foto C-Print
Die fotografische Serie Porcelain Love beschäftigt sich mit der Prägung von Vorstellungen über Liebe und Sexualität in der westlichen Gesellschaft durch bekannte Spielfilme (Eyes wide shut, Brokeback Mountain, Natural Born Killers, etc.). Den einzelnen Arbeiten liegen Schlüsselszenen zugrunde, die sich in unser kollektives Gedächtnis eingeschrieben haben und dort verankert bleiben -auch wenn, oder gerade weil sie sich in ihrem dramaturgischen Höhepunkt schwerlich auf unsere alltägliche Realität anwenden lassen. Diese Ironie greife ich durch die Verwandlung in fotografische Porzellanfiguren auf (Serie Porcelain Love). Die Reduzierung auf den nackten Körper verstärkt den statuenhaften Charakter und spannt den Bogen zu Idealbildern aus der vormediale Zeit, aus Antike und Renaissance.
Ben Jack Nash:
Residue (2016)
Masse: 124cm x 90cm x 6cm
Technik: Wood, perspex, LEDs, wallpaper, plaster
A reflection of sunlight, cast through a Venetian blind, appears on the surface of a ripped out section of wall. It seems removed from somebody’s home. Light from the sun, travels unimaginable distances before arriving at our feet for a brief moment.
There is a sense of the mysterious and unsettling when we are confronted with the impossible. A cause is removed leaving only it’s effect - a consequence, a by-product or a remnant. The proof that an overlap between space and earth, outside and in or abstract and physical has taken place. Overlaps occur in our natural and social spaces all the time but their presence is invisible passing under the radar. So they can only be suggested by their ghosts left behind.
A mild side effect (2016)
Masse: 247cm x 10cm x 20cm
Technik: Wood, computer fans, timer
Cette oeuvre spécifique pour le site d’accueil représente le travail le plus récent de Ben Jack Nash de sa série ‘By-product’ .
Les ventilateurs de refroidissement de l'ordinateur tournent par intermittence imitant un courant d’air froid par la fenêtre. Pour la première fois, Nash part de la forme visuelle en quelque chose de beaucoup plus éphémère et expérimental. On le voit encore jouer avec la notion de fenêtre comme symbolique des seuils dans notre architecture construite, sociale et naturelle. Comme avec d'autres chevauchements, nous ne pouvons pas y accéder directement, mais nous ne pouvons que connaître leurs conséquences, les fantômes ou les séquelles.
Künstler Bio:
Antoine Zgraggen
geboren in Liestal, CH Lebt und arbeitet in Schliengen (D)
Pädagogikstudimum, Musikstudium, Hausbauer, Bauer, Bastler, Schreiber, Schlosser, Künstler...
Michel Winterberg
* 1972 in Basel. Michel Winterberg arbeitet bevorzugt mit interaktiven Installationen, wie Video- und Klanginstallationen, Mixed Media und mechanischen Installationen sowie Fassadenprojektionen. Er programmiert Echtzeitentwicklungsumgebungen und Physical Computing. Zusätzlich produziert er elektronische Musik und Sounddesigns.
Sibilla Caflisch
* 1979 In Basel. Aufgewachsen in Graubünden.
Lebt und arbeitet als Künstlerin und freie Kunstvermittlerin in Basel.
Ausbildung/Education:
2008 – 2010 Master of Arts in Art Education, ZHdK
Kyoto University of Art and Design - Japan
2000 – 2005 Accademia di Belle Arti, Carrara
Rona Kobel
*1982, lebt und arbeit in Berlin. In ihren letzten Arbeiten entwickelte sie eine besondere Beziehung zwischen Fotografie und Porzellan. Berühmte Fotografien oder Filmszenen bilden dabei, als Träger des kollektiven Bildgedächtnisses, den Ausgangspunkt für gesellschaftspolitische Fragestellungen, die durch das Porzellan - Sinnbild für Kostbarkeit und Idylle - ästhetisch und provokativ formuliert werden können. Ihre Arbeiten werden seit 2014 von der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin gefördert. Aktuell ist sie Stipendiaten der Hans und Charlotte Krull Stiftung.
Ben Jack Nash
* 1978, Watford, UK
British born artist Ben Jack Nash is best known for his ghostly sculptures and installations that remove the cause to leave behind their effect – a shaft of light with no source, a shadow without its object or a blowing curtain with no wind. Often appearing integrated with their surroundings or displaced from somewhere else, he uses familiar architectural thresholds such as doors, windows or blinds. He asks us to reject the distracting idea of individual separate entities in favour of a world of infinite overlaps that migrate stealthily from state to state. He applies this to our physical environment but also to social contexts such as art and culture.